Tag 76, 31.07.23
Blåfjell bei Wind und Wetter
Anja und Mel:
So mitten im Fjell ist es sehr ruhig, daher konnten wir auch ein kleines Tier (wir wissen nicht was es war) in der Nacht ausserhalb des Zeltes schnüffeln hören. Trotzdem merken wir, dass wir beide wunderbar schlafen konnten. Vielleicht waren wir auch sehr müde nach der gestrigen weglosen Etappe.
Nach einem guten Frühstück fühlen wir uns bereit, den Tag anzugehen. Wir sind froh, dass zwar Wolken am Himmel sind, es jedoch nicht regnet. Was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen: Das Wetter wird uns heute den ganzen Tag auf trab halten.
Bald nach dem Start, werden graue Wolken aufziehen, zugleich wird es stark Winden. Dies veranlasst uns, über die T-Shirts die Regenjacken anzuziehen. Kaum angezogen, zeigt sich dann doch die Sonne und erneut setzen wir die Rucksäcke ab und verstauen die Regenjacken wieder. Mit ihnen wäre es schlicht zu warm. Dieses Spiel wiederholt sich mehrmalig über den Tag verteilt. Nur zweimal merken wir nach dem anziehen der Regenjacken, dass zwei, drei Tropfen fallen, ansonsten bleibt es jeweils nur bei kaltem Wind und einer dunklen Bedrohung von oben.
Unten erleben wir ebenfalls ganz Verschiedenes. Von sehr einfach zu gehenden Steinplatten über dichtes Buschwerk bis hin zu ausgewachsenem Sumpf ist alles dabei. So erstaunt es auch nicht, dass wir ganz unterschiedlich gut (oder schlecht) vorankommen. Zudem ist der heutige Weg ein stetes auf und ab. Immer wieder steigen wir in kleine Täler hinunter, nur um auf der anderen Seite wieder hochzusteigen. Die Landschaft ist wunderschön verlangt uns aber auch viel ab.
Gerade als wir zum gefühlt zehnten Mal die Jacke anziehen, erklingt plötzlich ein „Hallo“. Wir sind ganz überrascht, als wir eine einsame Gestalt mit grossem Rucksack auf uns zukommen sehen. Je näher die Person kommt desto klarer wird es, dass es sich nur um eine Fernwanderin handeln kann. Sie trägt Trailrunner, hat einen grossen Rucksack, der nach 20 Kilogramm aussieht und ihre Hose hält nur dank des Gurts auf der Hüfte. Da hat sie etwas mit uns gemeinsam, nur das wir keinen Gurt haben (Dies macht das Pflücken der Molte-Beeren besonders schwierig, da man dann immer nach dem Pflücken als erstes die Hose wieder hochziehen muss).
Ewa ist eine polnische NPL-Läuferin und geht vom Nordkapp bis nach Lindesnes. Also genau umgekehrt zu uns. Wir freuen uns alle drei über dieses unerwartete Zusammentreffen und tauschen uns sofort über die Wege aus. Nach einem kurzen Schwatz reicht die Zeit gerade noch für ein Foto, dann wollen alle wieder weiter.
Die vergangenen Tage zehren langsam an unseren Kräften, dies merken wir stark an der nachlassenden Energie. Daher nutzen wir einen idyllischen Platz, der vor unserem eigentlichen Tagesziel ist, um unser Zelt aufzustellen. Dafür sind wir dann auch vor dem einsetzendem Regen in unserem Zelt.
Comments